Klischees sind / waren Druckstöcke,
deren Wirkungsweise dem Stempeln
sehr ähnlich ist:
Alle erhabenen Flächen des Druck-
stockes nehmen Farbe auf und können
diese folglich auch wieder abgeben.
Farbe wird auf das Klischee (den
Stempel) aufgetragen. Das Klischee
mit Druck (daher Buch- / Hochdruck)
auf einen Bogen Papier gepreßt, die
Farbe auf das Papier übertragen und
der Druck ist fertig.
Daraus folgert, daß ein Druckstock
im Buchdruck immer spiegelverkehrt
angelegt sein muß. Sonst wäre das
gedruckte Bild oder der gedruckte
Text selbst spiegelbildlich und un-
leserlich.
Der wesentliche Unterschied zum Stem-
pel besteht im Material:
Stempel sind meist aus Gummi, Kli-
schees waren immer aus Zink. Erst
spät in den 70er Jahren wurde mit
der Erfindung des "Nyloprints" von
BASF ein Klischee auf den Markt ge-
bracht, daß aus Kunststoff war.
Der grundsätzliche Herstellungsprozess:
Der Ätzer bekam von der Kopiererei
ein belichtetes Stück Zink (3,75 mm).
Dieses Zinkstück war so beschichtet, daß
die Stellen, die nicht belichtet worden
waren (deren Oberfläche also noch in-
takt waren) auch gegen die schwachen
Säuren resistent war, die der Klischee-
ätzer einsetzte.
Wenn er nun sein Zinkstück ätzte, dann
tat er das bis weit nach dem Kriege in
reiner und kompletter Handarbeit.
Geätzt werden mußte in mehren Durch-
gängen, damit die feinen Strukturen
des zu druckenden Bildes durch zu rabi-
ates Ätzen nicht zerstört wurden.
Erst in den sechziger Jahren hat die
US-amerikanische Firma Dow-Chemicals
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ein Verfahren entwickelt, das es er-
laubte, Klischees in einem Arbeits-
gang in einer Maschine herzustellen.
Spätere Korrekturen am Klischee wur-
den allerdings immer noch von Hand
geätzt. Dazu mußte jedesmal die Ober-
fläche, die nicht verändert werden
durfte mit heißem Wachs eingepinselt
werden, weil die Säure das Wachs
nicht durchdringen konnte.
Die Klischee-Ätzer hatten ihre ei-
gene Standes- und Hackordnung:
Die niedrigste Stufe nahm der Dow-
oder Maschinenätzer ein. Diesen Job
konnten auch angelernte Hilfskräfte
ausüben. Dann kam der Strichätzer, der
nur einfache rasterpunktlose Klischees
herstellen durfte.
Einen wesentlich besseren Stand hatten
dann schon die sog. Autoätzer, welche
für die Herstellung von Schwarz/Weiß-
Bildern zuständig waren.
Auto kommt hier von Autpotypie = selbst-
darstellend. Die Autoätzer stellten
Schwarz/Weiß-Rasterbildklischees her.
Die Könige jedoch waren die Farbätzer.
Sie -und nur sie- durften die damals
so unendlich komplizierten Farbbilder
herstellen. Es bedurfte schon einer
langen Berufserfahrung und einem hohen
Abstraktionsvermögen, aus 4 Zinkplatten
mit silbrig-schwarzer Oberfläche dieje-
nigen Rasterpunkte herauszulesen, die
einer Korrektur bedurften.
Der Farbätzer arbeitete immer auch eng
mit "seinem" Andrucker zusammen. Beide
bildeten ein wichtiges Team. Denn nur
auf dem Andruck konnte der Farbätzer
sehen, ob er richtig lag oder nicht.
Die Herstellung eine Vierfarbklischees
dauerte bis weit in die 50er Jahre
dautlich länger als 4 Wochen.
Wie lange braucht manheute mit einem Mac,
einem Scanner und PhotoShop!?
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